BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


Die Entstehungsgeschichte geht bis auf das Jahr 1969 zurück: Damals begann in den Rieselfeldern ein breit angelegtes Beringungsprogramm an Limikolen (Watvögeln, siehe auch die Bilderleiste rechts) - und damit auch an Uferschnepfen, die damals wie heute vor allem während des Frühjahrzuges in größerer Anzahl rasten (und dies später auch während der Brutzeit taten, weil in manchen Feuchtwiesengebieten die Ernährungslage wohl "suboptimal" war).

Zusätzlich zu dem normalen Ring der Vogelwarte Helgoland bekamen die gefangenen Uferschnepfen eine individuelle Farbringkombination, die sie auch aus größerer Entfernung identifizierbar machten. Auf der Suche nach den Brutgebieten stießen dann vor allem Michael Speckmann und andere Mitarbeiter der Biologischen Station auf nähere (z. B. Saerbeck, Umfeld des Flugplatzes bei Greven, Feuchtwiesen am Max-Klemens-Kanal) und weiter entfernte Feuchtwiesengebiete.

Damit begann eine systematische Untersuchung vieler damals noch vorhandener Feuchtwiesengebiete im Münsterland (mit Schwerpunkt Uferschnepfe), vorangebtrieben vor allem von Michael Speckmann, während Manfred Kipp mit Schwerpunkt Großer Brachvogel unterwegs war.

Später kamen mit Johannes Melter, Brigitte Klinner, der "Vredener Truppe" um Wolfgang Schwöppe (die dann die Biologische Station Zwillbrock in ihrer zunächst unabhängigen Form aufbaute) und etlichen anderen Mitstreitern viele weitere Avifaunisten hinzu.

1969 war auch die Westfälische Ornithologen-Gesellschaft gegründet worden, in der ab Anfang der 1970er Jahre über den inzwischen gegründeten Arbeitskreis Naturschutz das Problem des schleichenden Verschwindens der Feuchtwiesen durch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Bodennutzung immer mehr in den Vordergrund rückte. Dies mündete Mitte der 1970er Jahre in die zentrale Kampagne nach Schutz von etwa 18.000 ha Feuchtwiesen im Münsterland.

Parallel dazu führten wir - nachdem unsere ostwestfälischen Kollegen um Gerd Brechmann dort erste Erfolge erzielen konnten (Brockhagener Modell) - eine jahrelang dauernde Auseinandersetzung um ein Ende der "normalen" Flurbereinigung in den Feuchtwiesenbereichen. Diese Flurbereinigungen führten nämlich zu Trockenlegungen und damit zur Umwandlung von Grün- in Ackerland - letztlich zur Intensivierung der Bodennutzung und damit zu einer Erhöhung der landwirtschaftlichen "Produktivität", wie sie in den unmittelbaren Nachkriegsjahren mit Millionen von Flüchtlingen nachvollziehbar war. Die Generation der Flurbereiniger um den Präsidenten des damaligen Landesamtes für Agrarordnung, Lillotte, war eben i. w. noch von den Problemen der Versorgung nach dem 2. Weltkrieg geprägt. Erst mit dem späteren Präsidenten Rolf Kalkkuhl kam dann der Durchbruch. Es wurden nicht nur etliche herkömmliche Flurbereinigungsverfahren gestoppt, sondern die Instrumente der Flurbereinigung auch gezielt zum Ankauf von Naturschutzflächen genutzt.

Nachdem die fachlichen Fragen geklärt waren und die Feuchtwiesenschutzkampagne der WO-G angelaufen war, wurden Reaktionen sowohl der Behörden (hier zunächst insbesondere die Bezirksregierung Münster als Höhere Landschaftsbehörde, danach dann das MELF [=Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten], später MURL [=Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft]) als auch der Landwirtschaft und deren Verband (WLV) deutlich. Dies wird in den nächsten drei Kapiteln beleuchtet.

 

 

Quelle: http://www.bund-muensterland.de/themen_und_projekte/naturschutz_im_muensterland/die_entstehungsgeschichte_des_feuchtwiesen_schutzprogrammes/