BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


Bauern oder Brachvögel?

Münstersche Zeitung vom 4. Mai 1983

Nachdem die Bezirksregierung als Höhere Landschaftsbehörde damit begonnen hatte, Feuchtwiesengebiete einstweilig sicherzustellen, blieben erwartungsgemäß Reaktionen aus der Landwirtschaft (und den sie stützenden politischen Kräften) nicht aus.

Den "Aufschlag" machte das Verbandsorgan des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), das Landwirtschaftliche Wochenblatt, das am 11.3.1982 den Artikel "Bauern oder Brachvögel" publizierte. Seinerzeit gab es zunächst sogar Versuche, zwischen Landwirtschafts- und Naturschutzverbänden einen Dialog zu führen, wie z. B. der Briefwechsel mit dem damaligen WLV-Präsidenten Frhr. Heeremann, verdeutlicht. Auch reagierte der WLV formal durchaus positiv auf die ihm übersandte Dokumentation zur immer schlechter werdenden Situation des Kiebitzes (siehe ganz rechts).

Beispielhaft für die damalige Stimmung war auch ein Artikel in der "Münsterschen Zeitung" vom 4.5.1983 (rechts).

Der Höhepunkt der Auseinandersetzungen entstand allerdings im Februar 1985, als bei zum Teil -10º C und sogar während der von Minister Matthiesen durchgeführten Bauernversammlungen an verschiedenen Stellen vor allem im Kreis Borken Feuchtwiesenflächen umgepflügt wurden. Der damalige Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium hatte sogar den Auftrag gegeben, diese Aktionen per Kleinflugzeug zu verfolgen und aus dem Flugzeug heraus permanent Bericht zu erstatten!

Die politischen Kräfte, die dann zur Unterstützung der Landwirte mobilisiert wurden, reagierten auf Landesebene u. a. mit zwei sehr ähnlich lautenden Schreiben des damaligen Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion, Bernhard Worms, und dem damaligen FDP-Fraktionsvorsitzenden Achim Rohde. Beide bekamen von Minister Matthiesen eine ausführliche Antwort.

Bemerkenswert an dieser Antwort war die Vehemenz, mit der Matthiesen sich gegen rein vertragliche Regelungen im Feuchtwiesenschutz zugunsten "ordnungsgemäßer" Naturschutzausweisungen aussprach. Denn etliche Jahre später wurde dieser Grundsatz vom späteren Abteilungsleiter Naturschutz, Thomas Neiss, in mehreren Fällen über Bord geworfen (z. B. Weseraue, Unterer Niederrhein), woran diese europäischen Schutzgebiete bis heute leiden.

Quelle: http://www.bund-muensterland.de/themen_und_projekte/naturschutz_im_muensterland/die_entstehungsgeschichte_des_feuchtwiesen_schutzprogrammes/der_bauernverband_macht_mobil/