Seit vielen Jahren gibt es europa-, bundes- und landesweit zahllose Hinweise darauf, dass die Artenvielfalt nirgendwo so drastisch zurückgeht wie im agrarisch genutzten Offenland. Die fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft mit ihrer Massentierhaltung und Agrogasanlagen hat im Kreis Borken bereits dazu geführt, dass mehr als 50% der Ackerfläche mit Mais angebaut wird. Ebenfalls seit vielen Jahren führt die Politik einen völlig vergeblichen Kampf gegen die Anreicherung des Grundwassers mit Nitrat durch den Abschluss von sog. "Wasserkooperationen". Das Ergebnis ist eine weitere deutliche Verschlechterung der Situation.
Mitverantwortlich für diese Entwicklung ist neben den Bundesregierungen und der EU-Kommission in der Regel nicht der einzelne Landwirt, sondern die von ihm gewählte Vertretung des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV und RLV) bis hin zum Deutschen Bauernverband; denn auch sie tragen das "Wachse oder weiche!" wie eine Monstranz vor sich her und bemühen gerne "die gute fachliche Praxis", die seit Mitte der 1970er Jahre zu diesem Desaster geführt hat.
Und nun kommt ausgerechnet ein "grüner" Umweltminister und schließt mit den "Tätern" eine "Rahmenvereinbarung zur Förderung der Biodiversität in Agrarlandschaften".
Genauso gut hätte er eine Katze bitten können, auf die Mäuse aufzupassen.
Die Strategen vom WLV und RLV dürfen sich jedenfalls die Hände reiben: Sie werden demnächst an den vorgesehenen "Runden Tischen" viele zusätzliche Naturschutzmittel für "ihre" Bauern einwerben in dem Wissen, dass es die weitere Industrialisierung der Landwirtschaft und damit die Monotonisierung auch der münsterländischen "Parklandschaft" keine Sekunde lang aufhält - zugunsten der Großbetriebe, der Vermarkter und der chemischen Industrie.
Wie meinte doch ausgerechnet der nun wirklich nicht für "radikale" Ansichten bekannte Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir am 13.12.2014 in "Kontext" (der Wochenzeitung aus Stuttgart): "Die industrielle Landwirtschaft ist einer der größten Umweltkiller".
"Die Hoffnung stirbt zuletzt", aber wer jetzt noch glaubt, diese Landesregierung würde wenigstens den geringen Spielraum nutzen, den ihr die EU-Agrarpolitik noch bietet, und in dem angekündigten neuen "Landesnaturschutzgesetz" eine zukunftsgerichtete "gute fachliche Praxis" verbindlich definieren, muss schon ein ausgesprochener Optimist sein!
Das Kapitulationsdokument kann hier eingesehen werden.