23. Juni 2015

Haushaltsausschuss entscheidet pro DBU

Mit Hilfe einer drastischen Verschiebung der Risiken hat die Bundesregierung es faktisch unmöglich gemacht, dass Naturschutzverbände und nicht-staatliche Stiftungen ehemalige Militärflächen, die zum "Nationalen Naturerbe" erkoren worden sind und die mit Munitionsresten verseucht sind, zu übernehmen. Denn bis 2014 trug der Bund diese Risiken, die jetzt die Verbände und Stiftungen übernehmen sollen. Eine Ausnahme macht der Bund allerdings für "seine" DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt): Diese braucht nur ein Risiko von maximal 250.000 € zu tragen.

Dies bedeutet konkret, dass der BUND NRW die "Heidemoor"-Flächen nicht übernehmen kann.

Was das allerdings vor dem Hintergrund der zahlreichen "Begehrlichkeiten" auf diese eigentlich europarechtlich geschützten Flächen - von Intensivlandwirtschaft über Motocross bis hin zum Quarzsandabbau - bedeuten könnte, ist momentan nicht seriös vorherzusagen. Immerhin haben die Bezirksregierung Münster und die BImA (=Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) durch Wort und Tat deutlich gemacht, dass weiterhin ein absolutes Betretungsverbot gilt und beide Geländeteile (Borkenberge und Weißes Venn/Geisheide) bewacht werden. Trotzdem soll vor kurzem eine Kranichbrut durch eingedrungene Tierfotografen verhindert worden sein ...

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24. März 2015

Das BUND-Leitbild für den Truppenübungsplatz Haltern

Der BUND-Landesvorsitzende Holger Sticht und der Sprecher der Münsterland-Kreisgruppen, Michael Harengerd, haben heute bei einem Pressetermin in Hausdülmen das Leitbild des BUND für die beiden Platzteile "Borkenberge" und "Weißes Venn/Geisheide" vorgestellt. Mit besonderer Besorgnis blicken die Naturschützer auf den 1. Juni 2015. An diesem Tag übernimmt die Bundesrepublik Deutschland wieder die volle Verantwortung für diese Flächen des "Nationalen Naturerbes" von der britischen Rheinarmee.

Denn sowohl aus Sicherheitsgründen (gefährliche Munitionsreste aus jahrzehntelangem Schießbetrieb!) als auch aus Sicht des Naturschutzes wäre ein ungesteuertes Einströmen von Menschen in diese Gebiete ein massives Problem. Zwar hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) erfreulicherweise betont, dass der Bereich auch zukünftig gesperrt bleiben müsse, aber ob das so einfach durchsetzbar ist ...?

Das BUND-Leitbild jedenfalls betont nicht nur die Absichten zur Ausbringung von Wildpferden und anderen Großen Weidetieren, sondern auch die Schaffung von Einrichtungen, die den Menschen ein umfassendes Naturerlebnis ermöglichen sollen.

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Münsterländer Heidemoore

Im südlichen Münsterland liegt der Truppenübungsplatz Haltern, der von der britischen Rheinarmee dem Vernehmen nach noch in diesem Jahrzehnt aufgegeben werden soll. Er ist rund 3.000 ha groß und besteht aus zwei Teilen, den Borkenbergen (östlich der BAB A 43) und dem Weißen Venn/Geisheide (westlich der A 43). Beide Teile zusammen erstrecken sich verwaltungsmäßig auf die drei Kreise Recklinghausen, Borken und Coesfeld.

Zwischen den beiden Teilen liegen u. a. die "WASAG"-Moore, das Teichgut Hausdülmen und die aus dem Quarzsandabbau entstandenen bzw. noch im Entstehen begriffenen "Silberseen" I bis III.

Schon frühzeitig haben diverse Interessengruppen ihre "Ansprüche" an die spätere Nutzung dieser Areale angemeldet, so z. B. die Quarzsandindustrie (die in den Jahren 2010/11 bereits etliche Suchbohrungen im Teilgebiet Weißes Venn niedergebracht hat), die Landwirtschaft und der Kreis Recklinghausen (Tourismus-Förderung).

Direkt an der A43 liegt das neueste Abbauvorhaben. Foto: Martin Groß
Das Ausbringen von Gülle im Weißen Venn (hier bei einer Befliegung am 3.3.2012 zufällig entdeckt) verstößt gegen die FFH-Richtlinie. Foto: Thomas Kepp
Blick in eine der WASAG-Moorflächen. Foto: Rolf Behlert
Der endabgebaute und stillgelegte Silbersee III.

Bedrohung trotz europäischen Schutzes?

Nicht nur die beiden Teile des Truppenübungsplatzes Haltern sind als europäische Schutzgebiete des Netzes "Natura 2000" ausgewiesen, sondern auch das Teichgut Hausdülmen und Teile der nördlich angrenzenden Heubachniederung. Aber Beispiele in anderen Regionen (vgl. Teutoburger Wald!) haben gezeigt, dass selbst die beiden europäischen Naturschutzrichtlinien (Fauna-Flora-Habitatrichtlinie und Vogelschutzrichtlinie) einen absoluten Schutz nicht immer garantieren können - vor allem dann nicht, wenn massive wirtschaftliche Interessen beteiligt sind, wie hier die der Quarzsandindustrie.

Wegen dieser Konfliktlage beschloss der BUND-Landesvorstand im Einvernehmen mit der BUND-Regionalgruppe Münster am 13.2.2012 das Projekt "Heidemoore". Als erster öffentlicher "Aufschlag" wurde im August 2012 in einer Auflage von mehreren Tausend ein Flyer gedruckt (siehe unten). Seit 2013 wird alljährlich ein Heidemoorkalender herausgebracht.

Außerdem begann die BUND-Ortsgruppe Dülmen mit den Arbeiten an einer Grobkonzeption. Gespräche mit der Landesregierung (Abt. III des MKULNV), der Bezirksregierung Münster (Dez. 51), den Kreisen Recklinghausen und Coesfeld, dem LANUV, einigen früheren bzw. jetzigen Grundeigentümern und der Quarzsandindustrie folgten.

Karte mit der Darstellung des BUND-Projektes "Heidemoore". Erkennbar sind nicht nur die beiden Teile des Truppenübungsplatzes, sondern auch die zwischenliegenden Hausdülmener Fischteiche und die WASAG-Moore.
Flyer "Münsterländer Heidemoore" aus 2012


Zur Unterstützung des Projektes werden seit 2013 Jahreskalender herausgegeben
Mittlerer Sonnentau aus dem Syskenbrocks Moor. Foto: Martin Groß
Im Gegensatz zur umliegenden Agrarlandschaft ist der Kiebitz hier noch gut vertreten. Foto: Roland Breidenbach
Wollgras in einem der WASAG-Moore. Foto: Rolf Behlert
Ein ebenso schöner wie häufiger Anblick in den Heidemooren: Glockenheide. Foto: Haus-Uwe Schütz
Der Kranich ist inzwischen sogar Brutvogel! Foto: Roland Breidenbach
Der Torfvennteich im Norden des Weißen Venns. Foto: Roland Breidenbach
Sibirische Bläßgänse rasten und überwintern in der Heubach-niederung. Foto: Rudi Schleicher
Teile der Übungsplätze sind mit Heide bedeckt. Foto: Rolf Behlert
Aus: Streiflichter (Dülmen)
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