16. August 2015

Weitere Erhöhung der Müllverbrennung bei Dyckerhoff geplant

Nachdem ja in den letzten Jahren schon eine deutliche Verschiebung vom (relativ trockenen) Braunkohlenstaub zum (relativ nassen) Klärschlamm und anderem Müll zum Betrieb der Drehrohröfen stattgefunden hat, soll nun in einem weiteren Verfahren der Anteil des zu verbrennenden Mülls ("Sekundärbrennstoff" = SBS) auf bis zu 100% erhöht werden.

Hierzu schreibt die äußerst aktive Initiative "Pro Teuto" ebenso charmant wie zutreffend:

"Ist es noch ein Zementwerk zur Zementherstellung oder schon eine Verbrennungsanlage, in der auch Zement hergestellt wird?"

Jedenfalls wird es am 3.9.2015 einen Scoping-Termin geben, auf dem die Rahmenbedingungen für das erforderliche BImSchG-Verfahren mit UVP und einer hoffentlich vollständigen FFH-Verträglichkeitsprüfung erörtert werden sollen.

Details dazu bei info@pro-teuto.de

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Müllverbrennung - ein gutes Geschäft auch für die Zementindustrie

Schon in den 1990er Jahren begann die Mitverbrennung von Müll in der Zementindustrie. Inzwischen nimmt sie rund 50% der Verbrennungsleistung ein. Die Hauptkritikpunkte daran sind:

a) Nur ein sehr kleiner Teil der Emissionen wird überhaupt erfasst.

b) Ein Teil der bei der Verbrennung entstehenden Schadstoffe findet sich in den Produkten wieder.

Beispiel: Fa. Dyckerhoff in Lengerich, gegen deren Müllmitverbrennung (vornehm "Sekundärbrennstoffe" genannt) sich seit Jahren u. a. eine sehr aktive BI wehrt.

aus dem Emissionskataster:

Betreiber/Werk/Betrieb:  

Dyckerhoff AG Werksgruppe Nord

Plz / Ort:

49525 Lengerich

Straße:

Lienener Str. 89

Anlage:

Zementherstellung >= 500 t/d 0001

 

Emissionen aus der Emissionserklärung 2008 des Anlagenbetreibers

 

Mengenangaben in kg/a, Dioxine/Furane als I-TE in mg/a

Schadstoff

Menge

Treibhausgase

Kohlendioxid

1.054.237.000 

 

Andere Gase

Kohlenmonoxid

3.869.172 

 

Flüchtige organische Verbindungen ohne Methan (NMVOC)

2.066 

 

Schwefeldioxid

293.109 

 

Stickstoffoxide als Stickstoffdioxid (NO2)

877.102 

 

Schwermetalle

Blei

11 

 

Kupfer

 

Nickel

 

Quecksilber

33 

 

Chlorhaltige organische Stoffe

Dioxine/Furane als I-TE

 

Andere organische Stoffe

Benzol

1.528 

 

Naphthalin

104 

 

Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe

104 

 

Toluol

434 

 

Stäube

Staub (PM10)

76.686 

 

Staub (Gesamtstaub)

91.050 

 

Noch ausgedehnter (wegen der Konzentration an Zementwerken) ist die Müllverbrennung in den Zementwerken bei Beckum / Ennigerloh. Bereits 2010 hat die Fa. CEMEX auf 100% Müll- und Sondermüllverbrennung bei der Zementproduktion umgestellt. 2011 ging es um die Lösemittelmitverbrennung bei HeidelbergCement in Ennigerloh.

Bei all diesen BImSchG-Verfahren und natürlich auch im Zusammenhang mit den Plänen der Zementindustrie zur nochmaligen Ausweitung der Kalkabbauflächen im europäisch geschützten Teutoburger Wald stellt der interessierte Beobachter ein unheiliges trautes Zusammenspiel zwischen der Zementindustrie und der Genehmigungsbehörde (Bezirksregierung Münster) fest. Das zentrale Problem besteht in den enormen Verdienstmöglichkeiten (bzw. Einsparungen) beim Ersatz "normaler" Brennstoffe durch (Sonder-)Müll. Denn der Entsorgungspflichtige muss für die Verbrennung des Mülls in einer entsprechenden MVA teuer bezahlen; wird er das Zeug jedoch bei einem Zementwerk los, ist das sehr viel billiger (und das Zementwerk spart die Kosten für normales Feuerungsmaterial). Erschwerend kommt hinzu, dass die Vorschriften für die Schadstofffrachten bei Zementwerken deutlich lascher sind als bei modernen Müllverbrennungsanlagen. Eine nachvollziehbar sachliche Erklärung gibt es dafür nicht: Hier wird ein Industriezweig schlicht auf Kosten der Umwelt und der Menschen in der weiteren Nachbarschaft der jeweiligen Werke subventioniert. Aber das kennen wir ja auch zu Genüge aus dem EEG ... 



Teilansicht der Fa. Dyckerhoff in Lengerich
CEMEX Zementwerke Beckum
Alte Dyckerhoff-Anlage bei Beckum
Abgasfahne von Buzzi-Dyckerhoff. Foto: Falko Prünte
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